Sr. Luzia- Lichtträgerin sein

Mit der Erstkommunion lernte ich die Kirchengemeinde kennen und wollte Ministrantin werden. Vor allem wegen der wöchentlichen Gruppenstunden, bei denen man tolle Ausflüge, Spiele und Bastelaktionen machte. Dort erlebte ich, dass ich geschätzt bin so wie ich bin. Mit 15 Jahren wurde ich Gruppenleiterin und nahm die Leitung der Ministranten mit in die Hand.

Gottes anziehende persönliche Liebe

Selber fragte ich, warum glaube ich? Warum zieht es mich zu Gott, den ich kaum kenne. In meiner Familie hatte Religiosität keinen hohen Stellenwert. Bei einem missionarischen Einsatz freikirchlicher Christen, die aus der USA kamen, habe ich Jesus Liebe ganz persönlich und stark in meinem Leben erfahren. Mich begeisterte dieser Lebensstil, die Bibelkenntnisse, der Lobpreis und das Gebet dieser Menschen. In diesem Camp hat mich ein Wort aus der Bibel besonders tief getroffen, das – rückblickend – ein Programm für mein Leben wurde. Ich erkannte das Wort „Ich bin das Licht der Welt. (Joh 8,12)“ als tiefe Wahrheit für mich.

Dieses Licht und die Liebe Gottes habe ich seitdem sehr oft erfahren dürfen sowohl in meiner eigenen Familie, als auch bei Reisen in den Gastfamilien im Ausland. Meine religiöse Heimat fand ich in Gebetskreisen der charismatischen Erneuerung, bei Jugendwochenenden und Taizégebeten.

„Missionarin auf Zeit“ – ein Jahr für Gott

„Ob mein Glaube und Gott mich hält, auch ohne Familie und Freunde, ohne eigene Muttersprache und deutsche Kultur?“ fragte ich mich. „Würde es ohne meine Hobbies wie Tanzen, Skaten und Snowboarden gehen?“ Ein Jahr als „Missionarin auf Zeit“ wollte ich ganz besonders Gott schenken und mit den Armen leben. Nach einer intensiven Vorbereitungszeit als „Missionarin auf Zeit“, wurde ich zu Missionsschwestern nach Südafrika entsandt. Ich lebte dort bei den wirklich armen Menschen. Menschen mit verschiedenen Handicaps. In diesem Jahr merkte ich wie glücklich mich dieses Leben dort macht und ich teilhaben konnte an der Arbeit der Missionsschwestern. Mit diesen tiefen und bewegenden Erfahrungen in der Tasche kam ich zurück nach Deutschland.

Nach dem Jahr war klar: Deutschland ist Missionsland, da gehöre ich jetzt hin, da bringe ich mich ein. Während meines Studiums der Sonderpädagogik engagierte ich mich weiterhin im kirchlichen-sozialen Bereich. Ebenso suchte ich den Kontakt zum Gebetskreis der Hochschulgemeinde.

Die Sehnsucht nach Gott blieb. Ich wollte diesen Weg mit Gott gehen. Und dieser Gott zeigte sich mir immer wieder sehr konkret im Leben. Ich spürte eine Verliebtheit, Klarheit und Energie wie ich sie noch nie erlebt hatte.

Innere Klarheit: Da trete ich ein

Auf dem europäischen Taizétreffen 2011/12 in Berlin wurde mir innerlich ganz klar, dass ich in Gemeinschaft als Schwester leben will. Die bisher mir bekannten Gemeinschaften waren zwar nett, aber nie hatte ich gespürt, dass Gott mich dort hinschickt. „Schau dir doch mal das Kloster Sießen an“, so meinten Bekannte. Nichtwissend fuhr ich dort hin und fand für mein Leben etwas, das mich sehr angesprochen hatte. Die Schwestern dort versuchen täglich aus dem Wort Gottes zu leben und das Erkannte umzusetzen. Mir war klar, da trete ich ein. So klar, dass ich selbst erschrocken war (ich kannte die ja kaum!!). Ich fuhr sobald als möglich nach Assisi, wo die Schwestern ein Haus für junge Menschen haben, um zu erfahren was eigentlich hinter dem Wort „Franziskanisch“ steckt. Mein Gefühl blieb, das ist es! Verrückt aber richtig!

Ab da spürte ich immer wieder, das ist meine Gemeinschaft, hier ruft mich Gott hin, hier kann ich Gott entdecken. Hier erzählt man sich gegenseitig vom Wirken Gottes und lebt nach dem Evangelium. Möge Jesu Licht auch durch mich weiter in die Welt getragen werden, denn „Ihr seid das Licht der Welt! (Mt 5,14)“. Deshalb heiße ich auch Sr. Luzia: Ich bin berufen Lichtträgerin für Jesus sein.
2016 legte ich meine Erstprofess ab und lebe derzeit in St. Agnes, Stuttgart. In Stuttgart arbeite ich als leidenschaftliche Sonderpädagogin an einer inklusiven Schule.

Sr. Luzia

Die Stuttgarter Zeitung hatte 2018 in der Reihe „Mensch, Stuttgart“ Sr. Luzia interviewt. Hier geht’s zum Videoclip.

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