Sr. Andrea Maria

Die Geschichte, wie ich ins Kloster kam

Ich bin Sr. Andrea Maria und 1972 in Berlin-Mitte geboren. Im März 1996 bin ich nach einem langen Suchweg bei den Franziskanerinnen von Sießen eingetreten.
Alles fing damit an, dass ich als Jugendliche den Religionsunterricht, der in der DDR wöchentlich im Pfarrhaus erteilt wurde, über Jahre geschwänzt hatte. Erst als der Pfarrer mit der Einladung zur Firmung vor unserer Tür stand, flog meine Lüge auf.
Gott war weit weg und nicht zu sehen
Meine sozialistische Laufbahn stand für mich schon lange fest, denn Gott war weit weg und nicht zu sehen. Meine Eltern schickten mich gegen meinen Willen auf eine religiöse Freizeit. Alle Leute dort waren voll nett und als ich das erste Mal wieder in der Kirche saß, hörte ich die Geschichte vom verlorenen Sohn. (Lk 15,11-32) Ich kam mir vor, wie der Sohn, der abgehauen ist und nun wieder zu Hause ankam. Alle freuten sich, mich zu sehen. Eine Begleiterin sagte damals zu mir: „Mensch, du kannst immer zu Gott kommen und neu beginnen! Gott will dir vergeben, weil er dich liebt!“ Damit begann mein Suchen, Fragen und Finden!

Suppenküche für Obdachlose
Ich ließ mich 1987 firmen, denn ich wusste: „Ich glaube an Gott!“ Über die Jahre lernte ich Gott immer mehr kennen und auch den hl. Franziskus.
Nach der Wende wurde ich als Industrienäherin arbeitslos und ich suchte nach einem neuen Beruf. Dadurch arbeitete ich 2 Jahre lang jeden Tag ehrenamtlich in einer Suppenküche für Obdachlose und besuchte sie auf der Straße. Bald war mir klar:
So wie der hl. Franziskus zusammen mit den Aussätzigen lebte, wollte auch ich mit diesen Menschen zusammen sein; und so wurde ich Altenpflegerin.
Im Jahr 1992 bekam ich einen Urlaub in Assisi geschenkt. Dort lernte ich die Sießener Franziskanerinnen und das Haus (zum Mitleben) „Casa della Pace“ kennen. Die Schwestern strahlten so und sahen sehr glücklich aus. Das Haus wirkte auf mich sehr reich und die Schwestern lebten dort arm. Wie das möglich ist, erlebte ich ein Jahr später und das nächste Mal war ich in Sießen selbst zu Gast.

Was will ich eigentlich und was will Gott?
Das geteilte Leben, ausgerichtet am Wort Gottes, und die tägliche Anbetung zogen mich immer und immer wieder nach Sießen. Sogar ohne eigenes Geld landete ich da. Dies kam so: Als meine Freunde sagten, dass ich bestimmt mal Schwester dort werde, bekam ich voll die Krise. Denn das wollte ich auf gar keinen Fall. In den nächsten Ferien pilgerten wir zu zweit ohne Geld von Berlin nach Sießen. Als wir jedoch nach 7 Tagen in Leipzig ankamen, könnte ich nicht mehr laufen. Die 270 km waren zu viel, die Schuhe kaputt, mein Magen knurrte und ich wollte eigentlich lieber in Sießen sein. Dann geschah das Wunder! Eine wildfremde Frau borgte mir 100 Mark und ich war einen Monat lang in Sießen. Dort entschied ich mich, um näher an Sießen zu wohnen, für 6 Monate nach Stuttgart zu gehen. Aber auch Stuttgart war mir nicht nah genug und so war ich 3 Monate in Sießen, um endlich heraus zu finden, was Gott mit mir vorhat. Eine junge Frau, die ich in Sießen kennenlernte, entschloss sich zum Eintritt. Da spürte ich, dass ich eigentlich auch diesen Schritt tun möchte. Aber woher weiß ich, ob das richtig ist? Was will ich eigentlich und was will Gott? Kann ich ein Leben lang in Sießen glücklich sein?
Mit all diesen Fragen stand ich eines Tages am Grab von Sr. Winfrieda. Diese Schwester hatte ich sehr geschätzt und ganz plötzlich ist sie an meinem Geburtstag gestorben. Ich bat Gott um eine klare Antwort, ob Gott mich in Sießen haben möchte. Auf einmal kam eine Schwester zu mir ans Grab und sagte: Das letzte Wort, das die Schwester Winfrieda gelebt hat, war: „Steh auf!“
Eine Woche später war ich schon Kandidatin und bis heute bin ich glücklich und Gott sehr dankbar, dass ich als Sießener Franziskanerin leben darf.

Sr. Andrea Maria

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